Automatisierung

Crossover-Lösung verbindet Steuerungssystem mit Linux-Open-Source-Software

So finden IT und OT zusammen

19.04.2021 - Wie finden IT und OT zusammen? Vor dieser Frage stehen alle Unternehmen, die Industrie 4.0 umsetzen wollen. Bisher gab es darauf keine wirkliche Antwort. Nun soll die Barriere zwischen IT und OT brechen, indem ein Crossover-System sämtliche Linux-Software für das Steuerungssystem zugänglich und verständlich macht.

Ein Team ist immer nur so gut wie seine Mitglieder. Allerdings reicht es nicht aus, nur die Besten aus den unterschiedlichen Fachbereichen an einen Tisch zu setzen. Die Teammitglieder müssen die Möglichkeit bekommen, mit ihren unterschiedlichen Ansätzen und Arbeitsweisen eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Oft gestaltet sich aber genau das schwierig. Moderne Maschinenlösungen lassen sich nicht ohne Teamarbeit umsetzen. Maschinenbauer benötigen IT- und OT-Experten, die in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten. Nur so können sie die Möglichkeiten des IIoT voll ausschöpfen und vernetzte Maschinen entwickeln. Allerdings prallen hier zwei Welten aufeinander: Während sich OT-Experten mit Maschinenentwurf, SPS-Programmierung und Maschineninbetriebnahme auskennen, sind IT-Experten mit höheren Programmiersprachen und Konzepten wie C++, Python und JavaScript vertraut und arbeiten mit Open-Source-Software und Linux. Daher finden sie oft nur schwer einen gemeinsamen Lösungsansatz.
Die Herausforderung liegt darin, die Hürde in der Zusammenarbeit zwischen IT-Welt und OT-Welt zu überwinden und beide Welten optimal zu verbinden. Bisher haben beide Fachbereiche eher nebeneinander als miteinander gearbeitet. „Mit dem Industrial IoT ist nun der Zeitpunkt gekommen, das zu ändern“, so Stefan Bina, Product Manager Industrial IoT Network Solutions bei B&R. „Die Grenzen zwischen der IT- und OT-Welt müssen verschwinden.“ Die größte Schwierigkeit dabei ist, dass Steuerungssysteme aktuell nicht die volle Bandbreite an höheren Programmiersprachen ausführen können. Die Voraussetzung für die Verbindung von IT und OT muss daher sein, sämtliche Linux-Software für das Steuerungssystem zugänglich und verständlich zu machen. 

IT- und OT-Welt optimal verbinden

Genau an diesem Punkt setzt B&R mit dem neuen enhanced crossover Operating System, kurz exOS, an. „Mit exOS überwinden wir die Hürde, die IT und OT bisher voneinander getrennt hat. Maschinenbauer können nun jede beliebige Linux-Software im B&R-System verwenden und so die IT- und OT-Welt optimal verbinden. Damit erhalten Maschinenbauer Zugang zum weltweit größten Software-Ökosystem“, erklärt Bina. Mit exOS steht es jedem Linux-Softwareentwickler frei, in welcher Programmierumgebung (IDE) er den Programmcode entwickelt, kompiliert und debuggt. Anschließend lässt sich die Linux-Anwendung mit Hilfe von exOS in das Steuerungssystem einbinden und Hand in Hand mit dem B&R-Echtzeitbetriebssystem Automation Runtime verwenden. „Das bietet den Vorteil, dass der Entwickler in seiner gewohnten Entwicklungsumgebung, zum Beispiel mit Eclipse oder Visual Studio, arbeiten und auf seine Erfahrungen und Expertise mit diesen Werkzeugen zurückgreifen kann“, so Bina. 

Ein zentrales Engineering-Tool

Die fertige Linux-Anwendung wird vom Entwickler als exOS-Paket ins B&R-System importiert. Ab diesem Entwicklungsschritt kann Automation Studio als zentrales Engineering-Tool verwendet werden. Das Softwaremanagement und die Softwarediagnose gestalten sich so wesentlich einfacher und übersichtlicher. Zusätzliche Werkzeuge sind nicht notwendig. „Das heißt, nicht nur der Linux-Softwareentwickler, sondern auch der Ingenieur, der die Maschine in Betrieb nimmt, kann in seiner gewohnten Umgebung arbeiten, da die Crossover-Lösung exOS alle Ebenen vereint“, sagt Bina. 
    Neben der unkomplizierten Inbetriebnahme ist auch eine schnelle und einfache Wartung ein wesentliches Qualitätsmerkmal für smarte Maschinen. Servicetechniker müssen zum Beispiel bei einem Maschinenstillstand schnellstmöglich identifizieren, wo das Problem liegt und Rücksprache mit dem Maschinenbauer halten können. exOS bietet zudem umfangreiche Diagnosefunktionen für die Installation und Code-Ausführung. Das B&R-System zeichnet sämtliche Fehlermeldungen des Steuerungsbetriebssystems und der Linux-Anwendung durchgängig auf und stellt sie dem Anwender zur Verfügung. Zudem lassen sich Hardware-Komponenten einfach tauschen. Die Maschine ist so ohne Neuprogrammierung binnen Minuten wieder einsatzbereit. „exOS macht die Wartung wesentlich effizienter und minimiert Stillstandszeiten von Maschinen und Anlagen deutlich“, so Bina. Nicht nur die Hardware lässt sich bei Bedarf einfach tauschen, auch bei der Software können notwendige Maschinenupdates, zum Beispiel per Remote-Verbindung, vorgenommen werden. 

Hybride Applikationen einfach darstellen

Die Crossover-Lösung von B&R verfügt über zahlreiche integrierte Funktionen. Damit lassen sich hybride Maschinenapplikationen mit Steuerungs- und Linux-Anwendungen wesentlich einfacher erstellen. Die integrierten Funktionen werden symmetrisch in Automation Runtime und Linux ausgeführt. „exOS nutzt dafür Basistechnologien und Werkzeuge aus dem B&R-System und bindet die Linux-Anwendung in die B&R-Entwicklungsumgebung ein. Alle Freiheiten von Linux bleiben erhalten“, so Bina. 
Zu den Funktionen zählen unter anderem ein einheitliches Projektmanagement für Linux- und Steuerungsanwendungen in Automation Studio sowie eine automatische Übertragung der Linux-Anwendung von Automation Studio auf die Steuerung und die Linux-Umgebung. Zudem bringt exOS eine nutzerfreundliche API für einen leistungsfähigen Datenaustausch mit. Die API sorgt für eine einfache und gepufferte Prozessdatenkommunikation zwischen dem Steuerungsbetriebssystem und Linux und überträgt Daten konsistent im Millisekundenbereich. 

Skalierbar für jeden Anwendungsfall

Maschinenbauer können zwischen zwei unterschiedlichen Umsetzungsvarianten für exOS wählen. „Eine Möglichkeit ist, Automation Runtime und Linux auf demselben Gerät, zum Beispiel auf einem Automation PC, auszuführen“, erklärt Bina. Das bietet sich an, wenn die Linux-Anwendung Hand in Hand mit zyklischen Steuerungs-Anwendungen ausgeführt werden soll, wie das unter anderem bei fahrerlosen Transportsystemen (FTS) von Nutzen sein könnte. Solche Transportsysteme basieren zum Beispiel auf der Open-Source-Robotikplattform ROS. Dabei läuft die dynamische Pfadplanung in ROS unter Linux, die Antriebsregelung hingegen in Automation Runtime. Beides lässt sich mit exOS in einer Hypervisor-Konfiguration optimal synchronisieren und einfach auf einem Automation PC integrieren.
In einer weiteren Möglichkeit für eine exOS-Automatisierungslösung können eine X20-Steuerung und ein Automation-PC kombiniert werden. Diese Variante verbindet Steuerungssystem und Linux über eine Ethernet-Schnittstelle. Beide Systeme laufen jeweils auf eigener Hardware und schöpfen so das Maximum an Rechenleistung aus. 
Als flexible Crossover-Lösung verbindet exOS zwei technische Welten, die sich bisher nur schwer auf einen Nenner bringen ließen und bricht die Barriere zwischen IT und OT auf. „Damit bietet B&R nicht nur den Zugang zum weltweit größten Software-Ökosystem, sondern verbindet auch das Beste aus beiden Welten für hybride und adaptive Maschinenkonzepte“, fasst Bina zusammen. 

Autor
Carola Schwankner, Unternehmensredakteurin bei B&R

Contact

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B&R Industrie-Elektronik GmbH

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