Bildverarbeitung

Interview mit Tolga Sarraf, Vertriebsleiter für 3D-Produkte bei der Isra Vision AG

05.12.2019 -

Die Zahl der Bin Picking-Anwendungen scheint stetig zuzunehmen. Wann und in welchem Zusammenhang ist Ihnen dieses Thema zum ersten Mal begegnet?

T. Sarraf: Vor ca. 17 Jahren habe ich das erste Mal auf einer Messe eine sehr vereinfachte Bin Picking-Anwendung gesehen. Dort wurde gezeigt, wie einfache zylindrische Bauteile aus einer Kiste entnommen werden. Die Taktzeiten damals waren natürlich meilenweit von den Zeiten entfernt, die heute mit den modernen Systemen möglich sind. Anstatt eines 6-Achs-Roboters wurde ein Linearsystem eingesetzt. Damals schon hat mich diese Möglichkeit der automatischen Schüttgutzuführung sehr beeindruckt.

Wo liegen die größten Herausforderungen bei Bin Picking-Anwendungen?

T. Sarraf: Kürzeste Taktzeiten, höchste Genauigkeiten und einfachste Inbetriebnahmen. Das sind meiner Meinung nach die größten Herausforderungen, an denen alle Hersteller von Bin Picking-Lösungen arbeiten. Der vollautomatische „Griff in die Kiste“ benötigt ein perfektes Zusammenspiel von Robotik, Greifertechnik und leistungsstarker optischer Sensortechnologie. Dabei stellen die von Applikation zu Applikation sehr unterschiedlichen und teils rauen Produktionsumgebungen, wie einfallendes Umgebungslicht oder Staub, die Sensorik vor Herausforderungen. Hinzu kommt: Je nachdem, ob das zu greifende Bauteil z.B. glänzende oder matte Oberflächeneigenschaften besitzt, hat dies unmittelbaren Einfluss auf die Qualität der Bauteilerkennung. Für einen erfolgreichen Greifprozess ist auch die Geometrie der Teile von Bedeutung.

Isra Vision hat sich in diesem Bereich einen Namen gemacht. Was zeichnet Bin Picking-Lösungen Ihres Unternehmens aus?

T. Sarraf: Isra beschäftigt sich schon fast seit 10 Jahren mit der robotergeführten Schüttgutvereinzelung. In dieser Zeit konnten wir unser System stetig verbessern und auf die Wünsche unserer Industriekunden anpassen. Ein immer wieder aufkommender Wunsch war es, dass die Handhabung einer solchen Applikation sehr einfach sein muss, damit sie von den Endkunden und von den Mitarbeitern an den Produktionsanlagen angenommen wird. Diesem Wunsch hat Isra Vision sehr große Beachtung geschenkt. Herausgekommen ist ein Softwarepaket, das keine Wünsche hinsichtlich Bedienbarkeit offenlässt. Im neuen Kacheldesign ist es nun auch Mitarbeitern, die wenig bis keine Erfahrung in der industriellen Bildverarbeitung haben, möglich, selbstständig neue Bauteile einzulernen und einzurichten. Die Einrichtparameter wurden auf ein Minimum reduziert und sind somit übersichtlich und einfach zu handhaben. Auch bei der Hardware haben wir viel Geld investiert und ein breites Portfolio an Sensoren entwickelt, welche den unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden Rechnung tragen. Angefangen bei einem Sensor, welcher laserbasiert auch bei schwierigsten Umgebungsbedingungen, z.B. Schmiederein, eingesetzt werden kann, bis hin zu Sensoren für kürzeste Scanzeiten einem Sensor, der gerade bei Kleinstteilen höchste Auflösungen garantiert.

Welche Rolle spielen KI-Technologien beim Griff in die Kiste?

T. Sarraf: Der ‚Griff in die Kiste‘ zählt zu den herausforderndsten Aufgabenstellungen in der Robotik. Künstliche Intelligenz und Softwarelösungen sind das Rückgrat dieser Technologie, weswegen sie heute in aller Munde sind. Bin Picking wird seinen Beitrag dazu leisten, dass schwierige, sprich komplexere, Bauteile immer besser und automatisch erkannt werden, ohne dass es eines CAD-Modells bedarf. Die Benutzer müssen sich auch keine Gedanken mehr hinsichtlich der Greifpunktplanung machen, da die KI die bestmöglichen Greifpunkte selber vorschlägt. Auch die Parameter werden automatisch auf die jeweiligen Randbedingungen angepasst. Der Roboter kann so wesentlich effektiver, zeitsparender und produktiver arbeiten.

Wo sehen Sie das Thema Bin Picking in fünf Jahren?

T. Sarraf: Die Entwicklung beim Bin Picking geht hin zu immer kürzeren Taktzeiten und zu immer höheren Genauigkeiten. Wir stellen aber auch fest, dass Kunden die Bauteile nicht nur vereinzeln möchten, sondern während der Vereinzelung auch gleichzeitig die Qualität überprüfen möchten. Somit geht das Thema Automatisierung und Qualitätssicherung Hand in Hand. Hinzu kommen SW-Entwicklungen, bei denen Kunden bereits vorab in einer Simulation testen können, ob ihre Bauteile für das Bin Picking geeignet sind, noch bevor es reale Bauteile gibt. Durch den automatischen „Griff in die Kiste“ ist die Branche für die Vision Industrie 4.0 gerüstet: Ein mögliches Szenario – gerade mit Blick auf das Produktportfolio von Isra Vision – ist, dass ein 3D-Sensor die gewünschten Objekte zunächst digitalisiert und selbstständig einen CAD-Datensatz an einen Bin Picking-Sensor verschickt.

Kontakt

Isra Vision AG

Frankfurter Straße 112
64293 Darmstadt
Deutschland

+49 6151 948 0
+49 6151 948 140

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