Bildverarbeitung

Viewpoint: Zukunft in der Offenheit

12.11.2009 -

Als Entwickler von intelligenten Kameras bin ich mir der zahlreichen Probleme bewusst, denen Lieferanten und Nutzer von Machine Vision-Lösungen gegenüberstehen. Hat man nämlich die passenden Hardwarekomponenten beisammen, geht es an die Wahl der Entwicklungswerkzeuge - hier treffen verschiedene, teils sehr kostenintensive Lizenzmodelle und Interoperabilitätsprobleme aufeinander, so dass sich die Softwareentwicklung sehr mühsam gestalten kann. Im Interesse der Anwender wäre daher eine Entwicklungsplattform, die keine Lizenzgebühren erfordert und die mit allen Hardwarekomponenten kompatibel ist. Damit entwickelte Lösungen lassen sich dann gleichermaßen auf intelligenten Kameras und PC-basierten Systemen einsetzen, ohne dass herstellerspezifische Eigenheiten berücksichtigt werden müssen. Solch eine Plattform, die Anwendern Unabhängigkeit, Flexibilität und nicht zuletzt Sicherheit garantiert, ließe sich mittels eines Open Source-Modells verwirklichen. Genau dies ermöglicht OpenCV, eine ursprünglich von Intel entwickelte, offene Programmbibliothek, die wir mittlerweile erfolgreich mit unseren Produkten einsetzen. OpenCV steht unter der Open Source-Lizenz BSD - Nutzer und Hersteller können sich also ohne komplizierte Lizenzregelungen mit der Bibliothek vertraut machen und sie ganz nach Bedarf an eigene Anwendungen anpassen.

Den Vorwurf, mit der Offenlegung von Software würde Know-how verschenkt, kann ich kontern: Aller Erfahrung nach sind Nutzer auch weiterhin bereit, für ein gutes und sicheres Produkt Geld zu bezahlen, denn professionelle Anwender benötigen unter dem „Time-to-market"-Druck zusätzliche Software sowie Dienstleistungen bei der Implementierung und Pflege neuer Produkte. Zudem können bei Produkten mit BSD-Lizenz andere Dienstleister auf deren Grundlage eigene Produkte entwickeln, die sie weiterverkaufen dürfen, ohne den Quellcode der von ihnen beigesteuerten Softwareentwicklung offen legen zu müssen. Es muss lediglich ersichtlich bleiben, wer Urheber der ursprünglichen Software ist.
Zusätzlich fördert die Offenheit bei der Software, die die Implementierung von Lösungen vereinfacht, außerdem auch den Absatz von Hardwarekomponenten - so können einfach modulare Bildverarbeitungslösungen realisiert werden. Eine „Abschottung" proprietärer Softwareprodukte, die früher oder später ohnehin als illegale Versionen auftauchen werden, sehe ich als wenig sinnvoll. Nicht zuletzt wird mit offener Software auch die langfristige Wartung und Pflege existierender Lösungen einfacher: Wo heutzutage Probleme entstehen, wenn mit der Produktion einer Hardwarekomponente auch der Software-Support eingestellt wird, könnte man zukünftig weitaus einfacher Komponenten austauschen und Dienstleister für die Anpassung offener Software-Lösungen finden.

In anderen Branchen kann man auf diesem Gebiet bereits erfolgreiche Ansätze beobachten: Eine erfolgreiche Open Source-Politik betreibt beispielsweise die Powerlink-Nutzerorganisation EPSG, die mit dem Open Source Automation Development Lab (OSADL) zusammenarbeitet. Die Linux-Welt hat uns außerdem gezeigt, dass Offenheit und Nachvollziehbarkeit die Grundlage für eine schnelle, zuverlässige Qualitätssicherung sind: Auftretende Probleme können in kürzester Zeit von der Community entdeckt und behoben werden. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn der Quellcode allen offen zur Verfügung steht und viele Parteien an einem Strang ziehen. Aus diesem Grund möchte ich möglichst viele Mitwirkende für die OpenCV-Community gewinnen und stehe selbstverständlich auch für Nachfragen zur Verfügung.

Je mehr wir uns in der Open Source-Welt engagieren, desto eher werden offene Software-Lösungen für alle Seiten attraktiv und profitabel.

Kontakt

Vision Components GmbH

Ottostr. 2
76275 Ettlingen
Deutschland

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