Automatisierung

Sensoren für Industrie 4.0: Magnetische Drehgeber mit IO-Link-Schnittstelle

09.12.2015 -

Es gibt zwei Arten von Drehgebern: optische und magnetische. Optische Drehgeber gelten als präzise, magnetische dagegen als robuste Sensoren – so die landläufige Meinung. Ein Hersteller präsentiert nun magnetische Drehgeber, die von ihrer Auflösung durchaus mit optischen mitthalten können.

Während Aktoren Muskeln symbolisieren, gelten Sensoren als die Sinnesorgane eines Automatisierungs-Systems. Ein wichtiger Sensortyp im Maschinenbau ist dabei der Drehgeber. Er wandelt eine Drehbewegung in ein analoges oder digitales Ausgangssignal um, das anschließend von einer Steuerung verarbeitet wird. In vielen Produktionsanlagen und Maschinen kommen Drehgeber zum Einsatz, um Positionieraufgaben zu realisieren. Unterschieden wird zwischen Inkremental-Drehgebern, die pro fest definiertem Drehwinkel einen Impuls ausgeben, und Absolut-Drehgebern, die in Abhängigkeit der Winkellage einen eindeutigen Positionswert ausgeben.

Vor- und Nachteile beider Messprinzipien
Die beiden am häufigsten verwendeten Messprinzipien bei Drehgebern basieren auf optischen oder magnetischen Systemen. In optischen Drehgebern sind Glas- oder Kunststoffscheiben integriert, die mit einem Strichmuster versehen sind. Wenn sich die Achse dreht, bewegt sich – vereinfacht gesprochen – die Scheibe durch eine Lichtschranke. Das Hell-Dunkel-Muster wird dabei in ein Ausgangssignal umgesetzt. Mit diesem Prinzip lassen sich hohe Winkelauflösungen, beispielsweise von 12 Bit, realisieren. Bei magnetischen Drehgebern ist auf der drehenden Welle ein Permanentmagnet befestigt. Das durch die Drehung erzeugte veränderliche Magnetfeld wird dann durch Hall-Sensoren registriert und in ein Ausgangssignal umgesetzt.
Beide Messprinzipien – optisch und magnetisch – haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Der größte Vorteil optischer Drehgeber ist die einfach zu erreichende hohe Auflösung. Auf den Scheiben lassen sich sehr feine Hell-Dunkel-Muster herstellen, die im Durchlichtverfahren abgetastet werden können. Die Glas- oder Kunststoffscheibe stellt aber gleichzeitig auch einen Schwachpunkt solcher Drehgeber dar: Verschmutzungen oder Alterung beziehungsweise Trübung können schnell zu Fehlern bei der Messung führen. Auch mechanische Einwirkungen können einen Einfluss auf optische Drehgeber haben. Vibrations- oder Schockbelastungen können zu Bewegungen der Scheibe führen, die eine Beschädigung oder im schlimmsten Fall eine Zerstörung zur Folge haben. Optische Drehgeber kommen daher bei schwierigen Umgebungsbedingungen häufig an ihre Grenze.
Von Vibrationen, Schocks oder schmutzigen Umgebungsbedingungen lassen sich magnetische Drehgeber kaum stören. Daher werden Drehgeber, die nach diesem Prinzip arbeiten, bei rauen Umgebungsbedingungen bevorzugt eingesetzt. Auswirkungen auf die Funktion können externe, elektromagnetische Felder haben.

Magnetische Drehgeber mit hoher Auflösung
Bisher war es sehr aufwändig, wollte man bei magnetischen Drehgebern die Auflösung erreichen, die bei optischen Drehgebern üblich ist. Doch nun präsentiert Ifm Electronic eine neue Generation magnetischer Drehgeber, die in ihrer Leistungsfähigkeit durchaus mit optischen Drehgebern mithalten kann. Bei der Entwicklung legten die Ingenieure dabei Wert darauf, dass die Drehgeber ihre Robustheit behielten. Um Störungen der Signale durch elektromagnetische Felder zu vermeiden, kommt deshalb ein starker Permanentmagnet mit einer Flussdichte von 20 mT zum Einsatz. Mehrere 3D-Hallsensoren messen das resultierende Magnetfeld in allen drei Raumrichtungen. Die Hallsensoren sind zusammen mit einem leistungsfähigen Mikroprozessor auf einer Platine im Innern des Drehgebers untergebracht. Der 32-Bit-Mikroprozessor verarbeitet die analogen Rohsignale des 3D-Hallsensors direkt auf der Leiterplatte. Dadurch sind die Leitungslängen zwischen Sensor und Prozessor sehr kurz, Störungen der analogen Signale sind auf ein Minimum reduziert. Der Prozessor verarbeitet die Signale des Hallsensors, der das Magnetfeld in allen drei Raumrichtungen erfasst. Dadurch können intern bereits Plausibilitätsprüfungen des Positionswertes vorgenommen werden. Die Kombination von präzisen Hallsensoren und leistungsfähigem Prozessor zur digitalen Signalverarbeitung führt dazu, dass der Drehgeber eine Auflösung von 12 Bit entsprechend 0,08° erreicht.

Eine integrierte IO-Link-Schnittstelle
Da der Prozessor eine hohe Rechenleistung bietet, kann mit ihm auch direkt eine IO-Link-Schnittstelle zur Verfügung gestellt werden. Hierüber lassen sich einerseits die Mess- und Diagnosewerte ausgeben, zum anderen eine umfangreiche Parametrierung des Drehgebers vornehmen. Beispielsweise können unterschiedliche Betriebsmodi des Drehgebers eingestellt werden. Dieser kann als Inkrementalgeber mit üblichen Schnittstellen in TTL- oder HTL-Logik verwendet werden, wobei sich die Auflösung zwischen 2 und 10.000 Impulsen pro Umdrehung frei einstellen lässt. Der Drehgeber kann auch als Zähler arbeiten, wobei der Anwender die Zählrichtung und Schaltpunkte definiert. Die dritte Betriebsart ist die Drehzahlüberwachung. Hierbei kann ein Drehzahlbereich eingestellt werden: Wird dieser über- oder unterschritten, schaltet der entsprechende Ausgang. Der Mikroprozessor übernimmt alle Betriebsmodi und Funktionalitäten direkt im Drehgeber. Eine Programmierung dieser Funktionen in einer übergeordneten Steuerung kann dadurch entfallen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass der Anwender die verschiedenen Betriebsmodi mit nur einem Gerät umsetzen kann. Wenn er also in verschiedenen Anwendungen Inkremental-Geber, Zähler oder Drehzahlwächter benötigt, kann er jeweils auf ein und dasselbe Gerät zurückgreifen. Service und Lagerhaltung werden so deutlich vereinfacht.

Bedienung direkt am Gerät
Zusätzlich zur IO-Link-Schnittstelle haben die neuen Drehgeber ein LED-Display, Status-LEDs und drei Tasten. Darüber lassen sich sämtliche Funktionen auch direkt am Gerät einstellen. Das Display zeigt in Abhängigkeit der Betriebsart die aktuellen Impuls-, Zähl- oder Drehzahlwerte an. An der zweifarbigen Anzeige (rot/grün) erkennt der Maschinenbediener vor Ort sofort, ob an der Maschine Grenzwerte über- oder unterschritten sind. Werden Display und Tasten nicht benötigt, weil die Parametrierung ausschließlich über IO-Link erfolgen soll, steht mit der Basic-Variante ein Modell ohne Display und Einstelltasten zur Verfügung.
Die neuen Drehgeber sind in fünf Varianten für verschiedene Flansch- beziehungsweise Wellenanschlüsse erhältlich. Auf der Gehäuseseite erfüllen die Drehgeber die Schutzart IP67 – optional sind auch höhere Schutzarten möglich. Mit ihrem robusten Aufbau eignen sich die Geräte für alle Anwendungen, bei denen Drehbewegungen unter rauen Umgebungsbedingungen überwacht werden müssen.

Kontakt

ifm electronic gmbh

Friedrichstr. 1
45128 Essen

+49 201 2422 0
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