Automatisierung

„Adcole nachhaltig als ‚First Choice‘ positionieren“

23.05.2025 - ​​​​​​​Im Gespräch: Dirk Broichhausen, Geschäftsführer des Messtechnikherstellers Adcole

Seit September 2024 leitet Dirk Broichhausen die Geschäfte des Messtechnikherstellers Adcole in Recklinghausen. Wir sprachen mit ihm über Ziele, Resilienz, Nischenmärkte als Chance und die Zukunft von optischen Systemen.

Herr Broichhausen, mit welchem Ziel, welcher Vision haben Sie die Geschäftsführung von Adcole übernommen?

Dirk Broichhausen: Mein Ziel war und ist, bewährte Strategien und Produktlinien zu erhalten und damit ein verlässlicher Partner für unsere Kunden zu bleiben und darüber hinaus das Team weiterzuentwickeln und auch neue Produktlösungen einzuführen. Meine Vision ist es, Adcole nachhaltig als „First Choice“ durch einen gesunden Mix aus Kontinuität, Wachstum und Innovation zu positionieren und unseren Kunden ein attraktives Systemangebot anzubieten. Konkret wollen wir jetzt neben unseren taktilen Messsystemen auch optische einführen. Auf der Control in Stuttgart werden wir spannende Produkterweiterungen vorstellen.

Aktuell befinden wir uns in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten. Wie lautet Ihre Strategie, um die Resilienz von Adcole zu stärken?

Dirk Broichhausen: Jede Krise hat auch ihre Chancen. Und unsere Chance sehe ich darin, dass wir uns in unseren Nischenmärkten als Messstandard behaupten, in den Laboren wie auch in der Produktion. Wenn es um Präzisionsbauteile und genaue Messungen geht, stellen unsere Systeme heute die Spitze des technisch Machbaren dar und das ist auch in Zukunft unser Anspruch. Wir sind stark im Automotive-Bereich unterwegs, aber zunehmend auch im Nischenmarkt der Energieversorgung. Ein neuer Trend sind hier Motorenlösungen für Generatoren, die die Stromversorgung von KI-Rechenzentren absichern. KI findet heute überall Einzug und dabei braucht sie Energie – unabhängig von den weltwirtschaftlichen Krisen. Hier sind Präzisionsmesstechnik und unsere Messsysteme für den Motorenbau gefragt.

Was fasziniert Sie an Messtechnik?

Dirk Broichhausen: Sie ist seit vielen Jahren Bestandteil meines beruflichen Lebens. Messtechnik liefert immer einen Soll-Ist-Abgleich: Wie sind die Abmessungen, wie sollen sie sein? Das heißt, sie zeigt, wo wir stehen und definiert, wohin wir wollen. Für mich ist immer die spannende Frage: Welche Skaleneffekte kann ich aus meinen Messungen ableiten? Also beispielsweise die Frage, wie kann ich Material noch besser einsetzen und Kosten sparen. Das fasziniert mich an der Messtechnik.

Wie positioniert sich Adcole im globalen Markt für Präzisionsmesstechnik und welche Wettbewerbsvorteile zeichnet Ihr Unternehmen gegenüber dem Wettbewerb aus?

Dirk Broichhausen: Wir sind mit unseren Spitzensystemen heute bei Messgenauigkeiten deutlich unter 1 μ. Kunden erzählen uns, dass sie in Zweifelsfällen Messwerte, die sie mit Systemen anderer Anbieter in der Produktion gemessen haben, zur Sicherheit mit dem Adcole-Messgerät im Labor abgleichen. Das heißt, der Hochpräzisionsmarkt vertraut uns und darauf sind wir sehr stolz. Unser Markt ist kein Massenmarkt, auf dem man die Produkte an jeder Ecke bekommt. Unsere Währung ist unsere präzise Spitzentechnik und das Vertrauen, das man in unsere Systeme setzen kann.

Welche Produkte umfasst das Adcole-Portfolio und welche Branchen adressieren Sie?

Dirk Broichhausen: Wir haben uns auf die hochpräzise Messung von Wellen oder genauer Rundwellen spezialisiert. Bei uns geht es um Nockenwellen, Kurbelwellen, aber auch Pumpenwellen und Antriebswellen für den Antriebsstrang beziehungsweise den Powertrain für die Elektromobilität. Daneben gibt es unsere Messtechnik für den Industriemotorenbau. Der aktuelle Trend, ich erwähnte dies schon, ist hier der Großmotorenbau für Generatoren für KI-Rechenzentren. Da reden wir über riesige Kurbelwellen, die über 4,50 m groß sind. Das ist für uns ein sehr attraktiver Nischenmarkt, der zugleich sehr herausfordernd ist, weil die Ansprüche an die Messgenauigkeit hier so hoch sind, wie sonst vielleicht nur in der Motorentechnik für die Formel 1.

Können Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre hochpräzisen Messsysteme für Automotive-Anwendungen und EV-Antriebssysteme geben?

Dirk Broichhausen: Unsere Messsysteme sind nicht speziell für einen Fall, sondern generalistisch ausgelegt. Das heißt der Kunde kann jegliche Form einer Welle, alle möglichen Geometrien, Rundheiten, Durchmesser, Steigungswinkel und andere Qualitätsparameter flexibel einstellen. Nur die Länge der Welle ist vorgegeben. Produziert werden diese Generalsysteme von unserer Muttergesellschaft in den USA. Von Recklinghausen aus bedienen wir den deutschen und europäischen Markt. Hier findet das Customizing statt, das heißt wir nehmen die kundenspezifischen Anpassungen vor, so dass jeder Kunde exakt sein Messprogramm realisieren kann.

Welche Trends sehen Sie aktuell in der Messtechnik und wie spiegeln sich diese in Ihren Produkten wider?

Dirk Broichhausen: Die Anforderungen an die Genauigkeiten, sei es im LKW-Motorenbau, im Motorsport oder im Großmotorenbau steigen immer weiter. Bei den Maschinenbauern werden Motorkomponenten wie Kurbelwellen immer präziser bearbeitet. Die Schleifmaschinen schleifen immer genauer. Damit muss auch die Messtechnik immer genauer werden. Unsere taktilen Systeme können beim Durchmesser und Rundheiten heute schon Messgenauigkeiten im Mikrometerbereich liefern. Unser Ziel heißt ganz klar, dass unsere Kunden mit uns immer genauer und effizienter produzieren können.

Durch Ihre Zeit bei Isra Vision sind Sie mit Machine Vision bestens vertraut. Inwieweit spielt die Bildverarbeitung bei den Messsystemen von Adcole eine Rolle?

Dirk Broichhausen: Klar ist, dass wir in Zukunft auch optische Messsysteme vermarkten wollen. Das ist unsere Strategie und dabei kommt natürlich auch mein Bildverarbeitungs-Know-how zum Tragen. Wir haben eine neue Produktserie, die OptiShaft-Serie. Das ist ein kamerabasiertes System, das wir mit unserem Partnerunternehmen QVI entwickelt haben. Kamerabasierte Systeme waren bei Isra Vision im Fokus. Adcole steigt jetzt auch in diesen Markt ein. Die taktile Messtechnik wird in der Produktion aber der Standard bleiben. Die optische Messtechnik ist eine gute Ergänzung. Wenn es um einen hohen Durchsatz mit sehr schnellen präzisen Messungen geht, dann ist die OptiShaft eine gute Wahl. Unsere Kunden können beide Welten kombinieren und beispielsweise Daten bzw. Dateien aus der optischen Messung mit den Daten der taktilen Anlage im Messraum referenzieren.

Wie wird sich der Markt für Präzisionsmesstechnik zukünftig entwickeln und welche Rolle wird Adcole hier spielen?

Dirk Broichhausen: Wir investieren gerade massiv in die Software. Das heißt, neben der hochpräzisen Hardware gibt es bei uns klar das Bestreben, die Software auf das nächste Level zu heben. Wir werden definitiv das Thema KI einführen. Hier werden wir auf der Control in Stuttgart auch bereits Schnittstellen aufzeigen können. Generell sehen wir KI für uns als Chance, viele neue Anwendungen zu ermöglichen. Und wir sind davon überzeugt, dass KI für den Kunden sehr große Vorteile bringen wird.

Kontakt

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Am Stadion 6
45659 Recklinghausen
Deutschland

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