Mobile Automation

Einsteiger-Software mit fortgeschrittenem Funktionsumfang

22.04.2024 - Interview mit Ulf Schulmeyer, Produktmanager Merlic bei MVTec

Die Bildverarbeitungs-Software Merlic richtet sich an Einsteiger der industriellen Bildverarbeitung. Sie eignet sich mit Deep-Learning-Funktionen und umfangreichen Schnittstellen für fast jede Aufgabe. Wie genau die Software den Anwender unterstützt und welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielt, erläutert Merlic-­Produktmanager Ulf Schulmeyer im Interview mit der inspect.
 

inspect: Was waren Ihre bisherigen Highlights in der neuen Position als Produktmanager Merlic bei MVTec?

Ulf Schulmeyer: Das Team hat mich sehr freundlich aufgenommen und ich fühle mich bei MVTec sehr wohl. Mir gefällt die ausgewogene Kombination aus technischer Herausforderung und Produktmanagementprozessen. Hier spielt mir meine langjährige Projekt­management-Erfahrung in die Hände. Daneben bin ich unheimlich gerne bei unseren Kunden vor Ort und habe dabei viele interessante Einblicke in deren Produktionsanlagen erhalten. Es fasziniert mich immer wieder, wenn ich auf kreative Menschen treffe, die ihre Ideen und Visionen mit Leidenschaft umsetzen.

Mein Messehighlight war bisher unser Auftritt auf dem Siemens-Stand bei der SPS in Nürnberg. Wir haben dort eine Demo zur Anomalieerkennung mit Merlic gezeigt. Die Technologie dahinter gibt es mittlerweile als App im Siemens Industrial Edge Ecosystem. Das Interesse war überwältigend.

inspect: MVTec hat mit Halcon den ­Tausendsassa der Bildverarbeitungs-Tools im Portfolio. Warum sollte ein Anwender Merlic nutzen?

Schulmeyer: Mit Merlic wollen wir vor allem den Prozessingenieur erreichen, der bei sich den Bedarf an Machine-Vision-Anwendungen sieht, sich aber mit diesem Thema noch nicht oder erst wenig auseinandergesetzt hat. Wir unterstützen ihn dabei, seinen Use Case zu evaluieren und gemeinsam mit unserem Partnernetzwerk aus Systemintegratoren dann auch umzusetzen.


inspect: Wie erleichtert es Merlic, Bildverarbeitungsaufgaben zu lösen?

Schulmeyer: Die integrierte Tool-Bibliothek stellt die wichtigsten Bildverarbeitungsaufgaben vorgefertigt bereit. Solche Aufgaben können sein: Vollständigkeitsprüfung, Code-Lesen oder Oberflächeninspektionen. Per Drag and Drop lässt sich der gesamte Workflow ab dem Bildeinzug ganz einfach erstellen. Die einzelnen Prozessschritte lassen sich individuell parametrisieren und bei Bedarf beliebig verschieben.


inspect: Was sind die wichtigsten ­Funktionen von Merlic?

Schulmeyer: Als hardware-unabhängige Software unterstützen wir alle gängigen Standards. Das beginnt beim Bildeinzug, also bei der Aufnahme der Bilder durch Industrie­kameras. Hier unterstützen wir USB3 Vision-, GigE-Vision- und GenICam-Hardware. Wir entwickeln Merlic kontinuierlich weiter. Mittlerweile haben wir sehr viele, sehr moderne Bildverarbeitungsmethoden integriert. Hier sind vor allem die zahlreichen Deep-Learning-Methoden zu nennen.


inspect: Können Sie bitte ein paar ­Beispiele für den Praxiseinsatz von ­Merlic nennen?

Schulmeyer: Mit Merlic lassen sich ausgesprochen viele Anwendungen automatisieren. Spontan Beispiele herauszupicken, ist gar nicht so einfach. Ein Beispiel ist, dass sich mit Merlic Handarbeitsplätze nachrüsten, das heißt, automatisieren und digitalisieren lassen. In Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Thema. So können Vollständigkeitsprüfungen bei elektronischen Bauteilen oder auch Qualitätssicherungsaufgaben in der Fertigung mit Merlic einfach durchgeführt werden. Das Gute daran ist, dass diese Prozesse gleichzeitig digital dokumentiert werden und man somit alles transparent nachvollziehen kann.
Ein weiteres Beispiel ist der Logistik­bereich. Güter müssen verpackt und weiterverschickt werden. Dabei kommen Mehrwegboxen zum Einsatz. In der Zuführung zum Logistikprozess müssen diese Boxen auf Beschädigung, Sauberkeit und Leerheit geprüft werden. Dies lässt sich sehr gut mit Merlic realisieren. 


inspect: Welche KI-Funktionen hat die Software?

Schulmeyer: In Merlic sind leistungsstarke Deep-Learning-Methoden enthalten. Deep Learning ist ein Teilbereich des maschinellen Lernens, der sich auf die Verwendung neuronaler Netzwerke mit vielen Schichten konzentriert. Beispiele für integrierte Deep-Learning-Methoden sind das Lesen von Texten und Zahlen, das Klassifizieren von Bildern, das Finden von Objekten und Erkennen von Defekten. Außerdem stellen wir unseren Kunden das sogenannte „Deep Learning Tool“ kostenfrei zur Verfügung. Damit können Deep-Learning-Modelle trainiert werden, die wiederum in Merlic zum Einsatz kommen.


inspect: Welche neuen Funktionen brachte das Update auf Version 5.4?

Schulmeyer: Ich habe bereits erwähnt, dass wir derzeit den Fokus auf die Integration von Merlic in die Prozessumgebung gelegt haben. Das spiegelt sich auch in den neuen Features unseres letzten Releases wider. Die wichtigsten neuen Funktionen erweitern die Kommunikationsschnitt­stellen. Daneben wurde mit der Einführung der Acquisition Sequences die Basisfunktionalität zur gleichzeitigen ­Nutzung mehrerer Bildquellen ermöglicht. Somit wird die Nutzung komplexerer Aufnahme­szenarien ermöglicht. Viele Verbesserungen geschehen auch auf Wunsch unserer Kunden. Das ist unheimlich wichtig, da wir auf keinen Fall am Kunden vorbei entwickeln wollen.


inspect: Bekommen Merlic-User alle neuen Funktionen von Halcon ebenfalls sofort, oder wie verhalten sich die jeweiligen Update-Zyklen zueinander?

Schulmeyer: Die Basisfunktionalität beruht immer auf der zum Release-Zeitpunkt aktuellen Halcon-Version. Damit profitieren alle Merlic-Kunden automatisch von Verbesserungen und Erweiterungen von Halcon. 


inspect: In welchen Fällen gerät Merlic doch an seine Grenzen, wann empfiehlt sich also der Einsatz von Halcon?

Schulmeyer: Mit unseren Software-­Produkten Halcon und Merlic adressieren wir unterschiedliche Zielgruppen. Entsprechend sind diese auch konzipiert. Halcon ist die umfassende Standard-Software für die industrielle Bildverarbeitung. Damit lassen sich so ziemlich alle Machine-Vision-Anwendungen realisieren. 

Merlic richtet sich eher an Personen, die mit Machine Vision bislang noch nicht so viel zu tun hatten. Entsprechend intuitiver und einfacher ist das Setup von Merlic. Klar ist aber auch, eine einfach zu bedienende Software kann nicht die gleiche Performance erreichen wie Halcon. Ein Beispiel ist 3D-Vision. Hier ist man mit Halcon besser beraten.


inspect: In welche Richtung wird sich Merlic weiterentwickeln?

Schulmeyer: Wir werden weiter an den Kommunikationsschnittstellen arbeiten, um die Prozessintegration zu erleichtern. Außerdem schauen wir uns die Ökosysteme an, die momentan im industriellen Umfeld entstehen oder so langsam erwachsen werden. Hier wollen wir mit Merlic möglichst früh mitspielen. 


inspect: Was werden die neuen Funk­tionen der kommenden Version sein?

Schulmeyer: Im Moment arbeiten wir an Funktionsergänzungen des gerade eingeführten Rest-Plug-ins. Es soll leichter werden, sich die aufgenommenen Bilder in einem Browser-Fenster – etwa in einem Tablet – anzeigen zu lassen. So wird die Überwachung des gesamten Produktionsprozesses möglich. Daneben wird es noch weitere neue Tools geben: Etwa Deep Counting, mit dem sich auf Deep-Learning-Basis einfach große Mengen an Objekten zählen lassen. Ein weiteres neues Tool ist die Color Detection. Damit ist es möglich, Farben von Objekten zu erkennen. Das Feature ist vor allem für die Automobil- und Recyclingbranche interessant. Mehr dazu erzählen wir in einem kostenlosen Webinar am Tag des Releases der neuen Version. Die neue Merlic Version 5.5 erscheint am 20. März diesen Jahres.

Kontakt

MVTec Software GmbH

Arnulfstraße 205
80634 München
Deutschland

+49 89 457 695 0
+49 89 457 695 55

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