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Qualitätssicherung benötigt gegen Spannungsausfälle ­abgesicherte Hardware

Interview mit Markus Bicker, Geschäftsführer von Bicker Elektronik

14.06.2021 - Spannungsschwankungen be­einträchtigen Inspektionsprozesse und führen zu vermeidbarem Ausschuss. Aber USV-Lösungen verhindern Datenverlust durch korrupte Datenbanken. David Löh, Chef­redakteur der inspect, hat sich mit Markus Bicker, Geschäftsführer von Bicker Elektronik, darüber und über den Fortschritt von Geräten zur unterbrechungsfreien Stromversorgung in den letzten 20 Jahren unterhalten. Thema war zudem auch der aktuelle Zustand des deutschen Stromnetzes.

Warum sind USVs in der Qualitäts­sicherung so wichtig?

Die kontinuierliche Erfassung von qualitätsrelevanten Daten entlang eines Fertigungsprozesses bedingt eine zuverlässige Hardware, welche auch gegen Spannungsausfälle abgesichert sein muss. Der Datenverlust durch korrupte Datenbanken kann in kritischen Fertigungsprozessen, wie zum Beispiel der pharmazeutischen Industrie, zu vermeidbarem Ausschuss führen. Mehr noch als klassische Spannungsausfälle finden jedoch Spannungsschwankungen wie Flicker und Brownouts im Netz statt. Der Effekt bleibt in der Regel der gleiche.

Wie finde ich die richtige Stromversorgungslösung für eine Inspektionsanwendung?

Beratung ist der Schlüssel zur passenden Lösung. Die unterschiedlichen Anwendungsfelder für unterbrechungsfreie Stromversorgungen bedingen auf den jeweiligen Zweck zielgerichtete und dadurch auch kosteneffiziente Lösungen. Knapp 2/3 unserer USV-Lösungen werden in irgendeiner Form für die besonderen Anforderungen des jeweiligen Kunden angepasst. Durch unsere hauseigene Entwicklung und Fertigung der USV-Geräte als auch der Batteriespeicher können wir schnelle und zielgenaue Lösungen mit dem Kunden erarbeiten. 

Welche Batterietechnologien bieten sich für unterbrechungsfreie Stromversorgungen an?

Dies hängt stark von den applikationsspezifischen Anforderungen des Kunden ab, insbesondere dem Energiebedarf, der benötigten Überbrückungszeit, den Temperaturbedingungen, aber auch Sicherheitsaspekten und der Lebensdauer. Neben wartungsfreien und schnellladefähigen Ultrakondensatoren, sogenannter Supercaps mit sehr langer Lebensdauer, bieten wir auch 10-Jahres-Batterie­speicher auf Basis der besonders sicheren Lithium-Eisenphosphat-Technologie (LiFePO4) und Li-Ion-Batteriepacks an. Diese weisen eine vielfach höhere Energiedichte, Lebensdauer und Temperaturbeständigkeit als herkömmliche Blei-Säure-Batterien auf und können somit über viele Jahre ohne jegliche Wartung oder Austausch zuverlässig betrieben werden. Zudem sorgt ein integriertes Batterie-Management-System (BMS) für eine ausgewogene und gleichmäßige Ladung aller Zellen, sodass die volle Kapazität unserer Energiespeicher­lösungen dauerhaft nutzbar bleibt. 

Mit dem starken Wachstum erneuer­barer Energien im Energiemix in Deutschland wächst bei manchen auch die Sorge vor häufigeren Stromausfällen, etwa bei der berüchtigten Dunkelflaute. Wie schätzen Sie die Stabilität des deutschen Stromnetzes ein?

Nach dem Reaktorunglück in Fuku­shima 2011 wurde von unserer Regierung der Atomausstieg beschlossen. Ende 2022 gehen die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Bis dato ist mir nicht bekannt, wie die Grundlastdeckung, die bisher im Wesentlichen mit Atomkraftwerken sichergestellt wurde, im künftigen ökologischen Strom-Mix im eigenen Land dargestellt werden soll. Meiner Einschätzung nach werden wir künftig ein dezentrales, aber auch etwas instabileres Stromnetz bekommen. Für die sichere Versorgung der für die zunehmende Digitalisierung notwendigen Hardware werden wir uns auch hier Lösungen überlegen müssen, um diese sicher zu versorgen.

Was sind die wesentlichen Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der Stromversorgungslösungen?

Nicht zuletzt durch gesetzliche Vorgaben wurden Stromversorgungen in den letzten Jahren immer effizienter. Ein kommerzielles Netzteil erreicht heute unter anderem durch moderne Schaltungstopologien und dem Einsatz von Gallium-Nitrid-Halbleitern (GaN) Wirkungsgrade im Bereich von 95 bis 96 Prozent. Vor 20 Jahren waren hier noch Wirkungsgrade im Bereich von 80 bis 85 Prozent das Nonplusultra.
Stromversorgungen ab etwa 200 bis 300 Watt werden heute mit digitalen Regelungen konzipiert. Dadurch ergeben sich zum einen Spareffekte bei der Anzahl der Bauteile, Verbesserungen bei der elektromagnetischen Verträglichkeit und zum anderen auch die Möglichkeit, Daten aus der Stromversorgung an Überwachungssysteme weiterzuleiten. Dies ist zum Beispiel für den Bereich der vorbeugenden Wartung sehr interessant.

Wie lief das Geschäft während ­Corona?

Um ehrlich zu sein, schlecht. Wir hatten im Frühjahr/Sommer 2020 mit einem Umsatzeinbruch im Bereich von 30 Prozent zu kämpfen und mussten zeitweise Kurz­arbeit einführen. Seit Jahresbeginn 2021 sind wir jedoch wieder auf einem guten Weg hin zu normalem Geschäft.
Wir beliefern mit unseren Stromversorgungen und Systemkomponenten viele Maschinenbauer, die wiederum in der Automobilindustrie tätig sind. Dort waren starke Nachfragerückgänge zu verzeichnen, welche somit auch uns getroffen haben. Seit Anfang Februar stellen wir erfreulicherweise eine stark steigende Anfrageaktivität fest. Bei einzelnen Produkten sind wir für die nächsten Monate bereits ausverkauft und die Lieferzeiten ziehen an. Aufgrund unserer umfangreichen Lagerhaltung können wir jedoch viele unserer Produkte dennoch schnell liefern. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Impfungen gegen Covid-19 endlich Fahrt aufnehmen und unsere Wirtschaft sich wieder erholen kann. (dl) 

Kontakt

Bicker Elektronik GmbH

Ludwig-Auer-Straße 23
86609 Donauwörth

+49 906 70595 15
+49 906 70595 55

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