„Unsere größte Stärke ist die inhaltliche Klarheit“
23.05.2025 - Im Gespräch: Elena Schultz, Geschäftsführerin der AMA Service
Die Sensor+Test vom 6. bis 8. Mai in Nürnberg legt den Fokus ganz klar auf Sensorik, Mess- und Prüftechnik. Elena Schultz spricht mit uns darüber, warum die Messe auch oder gerade in wirtschaftlich unsteten Zeiten so wichtig ist, wo weitere Potenziale für die Branche liegen und inwieweit sich die Trendthemen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI auf der Sensor+Test widerspiegeln.
Frau Schultz, seit fast drei Jahren stehen Sie an der Spitze der AMA Service und jedes Jahr hält eine andere (wenig erfreuliche) Überraschung bereit. Wie bleiben Sie trotzdem optimistisch?
Elena Schultz: Die vergangenen Jahre waren zweifellos von zahlreichen externen Herausforderungen geprägt – von pandemiebedingten Einschnitten bis zu geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Mein Optimismus speist sich aus der Resilienz und Innovationskraft unserer Branche und aus dem klaren Mehrwert, den die Sensor+Test bietet: Sie ist ein Ort des Dialogs, der Orientierung und des konkreten Fortschritts. Das Engagement unserer Aussteller und die Begeisterung unserer Besucher zeigen: Unsere Arbeit ist relevant – und zukunftsweisend.
Welche wirtschaftlichen Herausforderungen sehen Sie für die kommenden Jahre?
Elena Schultz: Die Herausforderungen sind vielschichtig: politische Umbrüche, regulatorische Unsicherheiten, hohe Energiepreise, globale Handelskonflikte und eine anhaltend schwache Konjunktur. Besonders die exportorientierte Sensorik- und Messtechnikbranche steht unter Druck. Gleichzeitig beobachten wir eine Konsolidierung am Markt und Zurückhaltung bei Investitionen. Aber die strategischen Themen sind klar: Digitalisierung, Automatisierung, Nachhaltigkeit. Unsere Branche ist und bleibt eine Schlüsseltechnologie für nahezu alle anderen Industrien. Und gerade in herausfordernden Zeiten wird ihre Bedeutung noch sichtbarer. Ihre Spezialisierung ist ihre Stärke – und unsere Stabilität. Als Messeveranstalter sehen wir unsere Aufgabe darin, Impulse zu geben, Orientierung zu bieten und Plattformen für den Austausch zu schaffen.
Wie stärken Sie die Resilienz der AMA Service respektive der Sensor+Test?
Elena Schultz: Resilienz entsteht durch strategische Klarheit, operative Flexibilität und Nähe zum Markt. Wir arbeiten bewusst schlank, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Gleichzeitig pflegen wir intensive Beziehungen zu Ausstellern, Fachverbänden, Gremien, wissenschaftlichen Einrichtungen und Bildungsträgern. Wir setzen auf Qualität statt Quantität: gezielte Schwerpunktthemen, neue Formate wie Application Areas, digitale Services und die Förderung junger Unternehmen. Wir haben den Mut, neue Dinge auszuprobieren – und den Anspruch, nur das weiterzuführen, was unseren Ausstellern echten Mehrwert bringt. Unsere solide wirtschaftliche Basis gibt uns den nötigen Spielraum, die Sensor+Test gezielt weiterzuentwickeln – auch jenseits klassischer Messeformate.
Wo sehen Sie die Stärke der Messe und wo weiteres Potenzial?
Elena Schultz: Unsere größte Stärke ist die inhaltliche Klarheit: Sensorik, Mess- und Prüftechnik stehen bei uns im Zentrum. Das macht uns zum Fachtreffpunkt mit Tiefgang – kein Nebenschauplatz auf einer Großmesse, sondern Bühne für relevante Innovationen. Potenziale sehen wir in der Internationalisierung und im Ausbau anwendungsübergreifender Themen – zum Beispiel Condition Monitoring, digitale Kalibrierung oder Nachhaltigkeit in der Produktion. Auch in Bereichen wie Automotive, Bahn, Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau und durchaus auch in der Sicherheits- und Verteidigungstechnik wollen wir stärker sichtbar werden. Die Verbindung aus Ausstellung, Fachforen und wissenschaftlichen Konferenzen bietet dafür ideale Voraussetzungen.
In welchen Branchen respektive Applikationen sehen Sie die Zukunft für Sensorik und Messtechnik?
Elena Schultz: Sensorik und Messtechnik sind Querschnittstechnologien – ohne sie funktionieren weder Automatisierung noch Digitalisierung. Besonders dynamisch entwickeln sich derzeit Anwendungen in der Energie- und Umwelttechnik, der Medizintechnik, im Maschinenbau und in der Mobilität – von Automotive bis Luftfahrt. Zukunftsthemen wie Condition Monitoring und Predictive Maintenance zeigen deutlich, wie essenziell vernetzte, intelligente Messsysteme für Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit sind. Auch das Thema Energiemonitoring wird in den kommenden Jahren noch stärker in den Fokus rücken.
Warum sollte die Sensor+Test als fester Termin in keinem Kalender fehlen?
Elena Schultz: Weil sie ein kompaktes, fokussiertes und hochwertiges Format für eine technologische Schlüsselbranche bietet. Über 340 Aussteller, klare Struktur, hochkarätige Vorträge, Best-Practice-Beispiele, Live-Demos, der AMA Innovationspreis und die SMSI-Konferenz – das macht die Sensor+Test zu einem idealen Ort für Fachgespräche, Projektanbahnung und Zukunftsdialog. Wer in der Sensorik und Messtechnik vorne mitspielen will, kommt an dieser Messe nicht vorbei.
Wie fördern Sie die Vernetzung von Besuchern und Ausstellern?
Elena Schultz: Unsere Maßnahmen reichen von der gezielten digitalen Vorbereitung über die zentrale Plaza in Halle 2 bis zu Networking-Formaten wie dem Ausstellerabend. Fachforen, Gemeinschaftsstände, der Young Engineers Day und der „Young Innovators“-Stand schaffen gezielte Austauschmöglichkeiten. Unser Anspruch ist: Vernetzung auf Augenhöhe – zwischen Start-ups und Marktführern, Forschenden und Praktikern. Besucher erleben bei uns nicht nur Produkte, sondern erhalten direkten Zugang zu Ansprechpartnern, Lösungen und Inspirationen.
Welche Workshops oder Vorträge gibt es, die Sie besonders empfehlen?
Elena Schultz: Besonders empfehlenswert ist das Technology Forum mit der neuen Vortragsreihe Condition Monitoring mit praxisnahen Beispielen zu Remote Testing, Retrofit oder KI-basierter Maschinendiagnose. Zudem finden zwei Special Sessions zum Thema Innovative Calibration statt, die sich auf moderne Kalibrierstrategien und digitale Zertifikate fokussieren. Ein weiteres Highlight ist die SMSI 2025 – mit über 200 Beiträgen zu aktuellen Forschungs- und Entwicklungsthemen. Sie schlägt die Brücke zwischen Wissenschaft und industrieller Anwendung.
Wo setzen Sie dieses Jahr thematische Schwerpunkte und warum?
Elena Schultz: 2025 konzentrieren wir uns auf zwei zentrale Schwerpunkte: Condition Monitoring und Innovative Calibration. Beide Themen sind aktuell, praxisnah und zukunftsweisend. Sie spiegeln die Transformation der Industrie wider – hin zu vernetzten, intelligenten und nachhaltigen Prozessen. Die Sensor+Test zeigt nicht nur Produkte, sondern Lösungen. Deshalb wählen wir bewusst Schwerpunkte mit hoher Relevanz für Anwender – in der Produktion, in der Instandhaltung, im Qualitätsmanagement.
Inwieweit greift die Sensor+Test die Trends Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI auf?
Elena Schultz: Diese Themen sind auf der Sensor+Test allgegenwärtig – in Produkten, in Vorträgen, in Gesprächen. Viele Aussteller präsentieren ressourcenschonende, digitale und KI-gestützte Lösungen. Die Digitalisierung spiegelt sich in vernetzten Messsystemen, cloudbasierten Anwendungen und digitalen Kalibrierzertifikaten wider. KI-Anwendungen ermöglichen neue Diagnose- und Prognoseverfahren – ein Thema, das auch auf der Sensor and Measurement Science International Conference (SMSI) intensiv beleuchtet wird. Der wissenschaftliche Kongress ergänzt die Messe im zweijährigen Turnus um vertiefende Perspektiven auf aktuelle Entwicklungen in Sensorik, Messtechnik und Metrologie. Wir sehen die Sensor+Test als Spiegelbild des technologischen Fortschritts – mit Verantwortung für Industrie, Gesellschaft und Zukunft.
Kontakt
AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V.
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