Zwischen Talsohle und Technologieoffensive
06.06.2025
- Ende Mai lud Stöber Antriebstechnik zu den Pressetagen ein. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Keynotes von CEO Rainer Wegener und CSO Markus Graf sowie die Vorstellung des neuen Sicherheitsmoduls SX6.
Rund 600 Mitarbeitende am Stammsitz und ein globales Team von 1000 Personen bilden das Rückgrat eines Unternehmens, das sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als verlässlicher Partner für Antriebslösungen positioniert.
„Wir sind der Muskel der Maschine“
Mit einem Augenzwinkern eröffnete CEO Rainer Wegener die Veranstaltung: „Schauen Sie nach – und wenn es sein muss, bohren Sie nach!“ In seiner Keynote zeichnete er ein realistisches Bild der aktuellen Lage im Maschinenbau: Die Branche befinde sich in der schwersten Krise seit 35 Jahren. Auch Stöber musste 2024 einen Umsatzrückgang hinnehmen – von 175 Millionen Euro im Vorjahr auf geplante 160 Millionen Euro in 2025. Dennoch zeigte sich Wegener zuversichtlich: „Wir sind der Überzeugung, dass die Talsohle erreicht ist.“
Stöber bleibe seiner DNA treu: „Wir sind der Spezialist für den Muskel“, so Wegener. Gemeint ist die Antriebstechnik – und nicht etwa Steuerung oder Software. Die Konzentration auf Kernkompetenzen, gepaart mit langfristigen Partnerschaften und hoher Kundenzufriedenheit, sei das Erfolgsrezept. Investitionen in Europa und den US-Markt sollen nach der Krise wieder Fahrt aufnehmen.
Globale Balance: Die „Triade der Stärke“
CSO Markus Graf stellte in seiner Keynote das Konzept der „Triade der Stärke“ vor – eine strategische Dreiteilung der Absatzmärkte in EMEA, USA und Asien-Pazifik. Während der EMEA-Raum mit 59 % Umsatzanteil weiterhin das wichtigste Standbein bildet, wächst der US-Markt stabil und der asiatisch-pazifische Raum soll gezielt ausgebaut werden. China spielt hier vom Umsatzanteil her weiter die Hauptrolle - wenn auch nur im Bereich der Präzisionsgetriebe. In anderen asiatischen Staaten gibt es auch eingeschränkte Chancen für Systemgeschäft. Dies seien jedoch noch „sehr zarte Pflänzchen“.
Deutschland hingegen zeigt sich weiterhin konjunkturelle schwach, wenngleich erste Erholungen sichtbar werden, so Graf. Neue Wachstumsimpulse werden daher zunächst im europäischen Umland zu erwarten sein. Konkret geht es hier, um Ausweitung der Aktivitäten im Schweizer- und Skandinavischen Raum.
SX6: Sicherheit auf neuem Level
Ein weiterer Fokus der Pressetag lag auf dem neuen Sicherheitsmoduls SX6 und damit verbunden auf den Themen Cyber-Security und Safety. Es erweitert die Antriebsregler SC6 und SI6 um umfassende Sicherheitsfunktionen – darunter Safe Torque Off (STO), Safe Stop 1 und 2 (SS1, SS2), Safely Limited Speed (SLS), Safe Speed Range (SSR) und Safe Direction (SDI). Besonders praxisnah: Bei Mehrachs-Reglern lässt sich die STO-Funktion individuell pro Achse aktivieren.
Das SX6 Modul wurde gemeinsam mit der Pilz GmbH & Co. KG entwickelt und setzt auf das sichere Kommunikationsprotokoll Fail Safe over EtherCAT (FSoE). Die zweikanalige Struktur ermöglicht Selbsttests bei jedem Geräteanlauf, nach jedem STO und sogar im laufenden Betrieb – zyklische Funktionstests beim Endkunden entfallen.
Ein weiterer Vorteil: Das SX6 benötigt keinen Safety-Encoder, was die freie Wahl von Encodern erlaubt diese müssen nicht als Safety Encoder ausgeführt sein, da die Plausibilisierung über eine Strommessung erfolgt. Die Projektierung und Inbetriebnahme gestalten sich unkompliziert, was insbesondere Marcel Wölfling, Marketing Manager Eugen Riexing GmbH & Co. KG, und Jürgen Leicht, Geschäftsführer und Managing Partner Leicht Stanzautomation GmbH, in ihren Praxisvorträgen aus Sicht der Maschinenbauer bestätigten.
„Bei unseren Entwicklungen berücksichtigen wir stets relevante Trends und geltende Vorgaben“, so Florian Dreher, CTO bei Stöber. „So nehmen wir beispielsweise die europäische Richtlinie zur Cybersecurity sehr ernst.“ Diese verpflichtet Hersteller dazu, Schwachstellen in digitalen Produktbestandteilen zu identifizieren, offenzulegen und zu beheben. Er machte zudem klar, das Safety, ohne die entsprechende Security heutzutage nicht mehr denkbar ist.
Fazit: Mit Rückenwind in die Zukunft
Trotz wirtschaftlicher Delle blickt Stöber mit Optimismus nach vorn. Die Kombination aus technologischer Innovationskraft, globaler Marktstrategie und klarer Fokussierung auf Antriebstechnik soll das Unternehmen gestärkt aus der Krise führen. Oder wie Rainer Wegener es formulierte: „Wir sind der Muskel der Maschine“ – und bereit, wieder anzupacken.
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