Bildverarbeitung

Lebensmittelindustrie – Wachstumstreiber der industriellen Bildverarbeitung?

11.04.2024 - Aktuelle Marktentwicklung und Trends

Laut dem neuesten Bericht über den Markt für Bildverarbeitungskomponenten hat die Lebensmittel­industrie im Jahr 2022 erstmals die Umsatzmarke von 1 Milliarde US-Dollar überschritten. Die Zeichen stehen auch weiterhin auf Wachstum, allerdings insgesamt eher verhalten und stark abhängig von der jeweils betrachteten Region. ­Teilbereiche jedoch, wie die Agrarrobotik, boomen und können in diesem und den kommenden Jahren mit ­mittleren zweistelligen Wachstumsraten rechnen.

Die globale Land- und Ernährungs­wirtschaft beschäftigt über 1 Milliarde Arbeitskräfte und steht vor der Herausforderung, bis 2050 zehn Milliarden Menschen zu ernähren [1]. Preisdruck, regulatorische Anforderungen und Arbeitskräftemangel machen die Lebensmittelindustrie zu einem der wichtigsten Anwendungsgebiete für Bildverarbeitungstechnologien. Laut dem jährlich erscheinenden Bericht von Vision Markets über den Markt für Bildverarbeitungskomponenten [2] hat die Lebensmittelindustrie im Jahr 2022 erstmals die Umsatzmarke von 1 Milliarde US-Dollar mit Bildverarbeitungskomponenten überschritten.

Das Jahr 2023 als holprig zu bezeichnen, erscheint aus der Sicht einiger Akteure der industriellen Bildverarbeitung als ziemlich euphemistisch. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes der G7-Länder geriet in eine schwere Rezession (siehe Abb. 1), und die zur Entstehungszeit dieses Artikels jüngsten Oktoberdaten ließen keinen Optimismus aufkommen.

Deutschland führt den Abwärtstrend an

Die vorausschauenden Wirtschaftsindikatoren der Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe nach Ländern blieben für den größten Teil des Jahres 2023 im Kontraktionsbereich unterhalb der 50-Punktelinie (siehe Abb. 2). Die europäischen Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine bemerkenswerte Rezession im sekundären Sektor hin, wobei Deutschland (siehe Abb. 3) den Abwärtstrend anführt.

China, die Fabrik der Welt, ist seit dem Jahr 2022 der größte Einzelmarkt für industrielle Bildverarbeitung. Die „source-domestic“-Vorgaben der Regierungspartei begünstigt jedoch inländische Anbieter auf Kosten ausländischer Akteure. Wirtschaftliche und politische Spannungen haben westliche Unternehmen dazu veranlasst, Fabrikstandorte in „ROW“-Länder zu verlagern. Abb. 3 zeigt die positive Stimmung der Einkaufsmanager in Indien in den Jahren 2022 und 2023. Im Oktober und November hellte auch der M-PMI für Mexiko die Aussichten bis 2024 auf, während die Stimmung in Vietnam durch die wirtschaftlichen Turbulenzen des Nachbarn und größten Handelspartners im Norden belastet wurde.


Where is the money? Geschäftsmöglichkeiten in der Land- und Ernährungswirtschaft

Lebensmittelhersteller können als Endanwender von Automatisierungstechnologien wie der industriellen Bildverarbeitung angesehen werden. In diesem stark konsolidierten Markt dominieren zehn riesige Unternehmen die globale Landschaft mit einem Jahresumsatz von 500 Mrd. US-Dollar und einem prognostizierten nominalen (das heißt, nicht inflationsbereinigten) Wachstum von 10 Prozent im Jahr 2023. Allein Nestlé steuert 100 Mrd. US-Dollar bei.

Allerdings litt ihre Rentabilität zuletzt unter den gestiegenen Energie- und Arbeitskosten. Darüber hinaus haben Versorgungsprobleme aufgrund sinkender Ernteerträge, die auf den Klimawandel und die Invasion Russlands in Europas Kornkammer Ukraine zurückzuführen sind, zu höheren Ausgaben geführt. Dennoch stechen Unternehmen wie Coca Cola mit einer operativen Rentabilität von über 30 Prozent hervor.

Die finanzstarken Unternehmen mit Quartalsgewinnen in Milliardenhöhe haben bereits in den 2000er Jahren erkannt, dass Automatisierung und maschinelles Sehen ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die meisten von ihnen verfügen über interne Ressourcen und erstklassiges Know-how in der industriellen Bildverarbeitung für eine verbesserte Lebensmittelverarbeitung, Qualitätskontrolle und Verpackung. Daher spezifizieren oder entwickeln diese Unternehmen heute ihre eigenen Vision-Systeme.
 

Die größten Maschinenbauer in der Agrar- und Lebensmittelbranche

Der Maschinenbausektor für die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion ist jedoch weitaus fragmentierter. Abb. 4 zeigt die aggregierten 12-Monats-Umsätze der 13 größten OEMs von Landmaschinen sowie Maschinen für Lebensmittel- und Getränkeherstellung in Höhe von insgesamt 164 Mrd. US-Dollar im Zeitraum bis zum 2. Quartal 2023. Bei den Q4-Werten für die Jahre 2023 bis 2025 handelt es sich um Schätzungen von Analysten.

Während die verarbeitende Industrie in den G7-Ländern und darüber hinaus 2023 einen Abschwung erlebte [3], wird die Land- und Lebensmittel-Maschinenindustrie zusammen ein jährliches Wachstum von 5,8 Prozent aufweisen. Die Prognose für 2024 fällt für die beiden Segmente recht heterogen aus. 

Die straffe Geldpolitik der Zentralbanken mit längerfristig höheren Zinsen zügelt den Appetit auf Investitionen in hochpreisige Landmaschinen. Dies führt dort im Jahr 2024 zu einem geschätzten Umsatzrückgang von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Einnahmen der OEMs von Lebensmittelmaschinen um 3 bis 5 Prozent steigen dürften. Hier führt der deutsche Hersteller von Getränkeabfüllanlagen Krones die Schätzungen unter den betrachteten Unternehmen mit einem Wachstum von 9+ Prozent an.


Die Lebensmittelindustrie wächst durch Innovationen und Subventionen

Die Lebensmittelindustrie ist der größte Arbeitgeber weltweit und findet immer noch nicht genug Arbeitskräfte, zumindest in der westlichen Hemisphäre. Eine wachsende Weltbevölkerung verlangt nach mehr Output und höherer Produktivität. Der harte Wettbewerb und die durch die Inflation verknappten Finanzmittel der Verbraucher erfordern maximale Erträge und Kosteneinsparungen. Strengere Verordnungen zu Allergenen und Schadstoffen sowie die Erwartungen der Verbraucher an die Ästhetik und die Erhaltung gesunder Nährstoffe erfordern strenge Qualitätssicherungsmaßnahmen.

Eine der wichtigsten Lösungen für diese Herausforderungen ist die industrielle Automatisierung, die verschiedene Methoden einsetzt, um die Prozesse der Lebensmittel­industrie zu verbessern. Maschinelles Sehen ist eine der vielseitigsten und leistungsfähigsten Methoden, da sie Kameras, Sensoren und künstliche Intelligenz verwendet, um eine Vielzahl von Aufgaben auszuführen, wie zum Beispiel:

  • Kamerageführte Roboter für einen reduzierten Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, Pestiziden und Düngemitteln sowie für die Ernte,
  • Autonom fahrende Traktoren auf Basis von Kameras, Lidar, Radar und GPS-Navigation,
  • Sortiersysteme, die Schüttgüter mittels multi-spektraler oder hyperspektraler Bildgebung oder geometrischer Messung prüfen können,
  • 3D-Vision-gesteuerte Roboter, die Fleisch schneiden und Produkte mit Präzision und Geschwindigkeit verpacken können,
  • KI-Vision-basierte Anomaliedetektion und Qualitätsprüfung, die Defekte und Verunreinigungen in Getreide, Obst, Gemüse, Backwaren usw. identifizieren kann.

Wenn sie den erwarteten Preispunkt der kostensensiblen Lebensmittelindustrie erfüllen, werden diese technischen Innovationen in den kommenden Jahren hohe Wachstumsraten ermöglichen. So erwarten sechs Studien verschiedener Forschungsagenturen, dass der Markt für Agrarroboter von 2021 bis 2026 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 19 bis 35 Prozent wachsen und bis 2025 einen Wert von 9 bis 20 Milliarden US-Dollar erreichen wird.


Schwellenländer automatisieren Lebensmittelherstellung und -verarbeitung

Der Markt für solche Landwirtschafts- und Lebensmittelverarbeitungstechniken ist nicht nur auf die westliche Welt beschränkt. Auch Schwellenländer mit einem rasanten Bevölkerungswachstum sehen die Notwendigkeit, ihre Produktivität in diesem Bereich zu steigern. Indien zum Beispiel hat ein produktionsgebundenes Anreizprogramm für die lebensmittelverarbeitende Industrie (PLISFPI) im Wert von 109 Milliarden Rupien (~1,3 Mrd. US-Dollar) an Subventionen eingeführt, um eine zusätzliche Produktion von Lebens­mitteln im Wert von 4 Milliarden US-Dollar für die Ernährung der indischen Bevölkerung, aber auch für den Export, zu generieren.

Innovative Bildverarbeitungstechnologien sind ein Game-Changer für die Lebensmittelindustrie, da sie die Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität der gesamten Lebensmittelindustrie verbessern.
Vision Markets analysiert die Lebensmittelindustrie im Rahmen seiner kontinuierlichen Marktforschungsaktivitäten, einschließlich ihrer Hauptakteure, neuen Anwendungen, Start-up-Unternehmen und Investitionen. Bitte kontaktieren Sie uns für weitere Informationen und Möglichkeiten für Ihr Unternehmen.

Haftungsausschluss: Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen nur zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Der Autor ist kein registrierter Anlageberater und arbeitet unabhängig von Maklern oder Wertpapierfirmen. Die Investition in den Aktienmarkt ist mit Risiken verbunden, einschließlich des Verlusts des Kapitals. Die Leser sollten ihre eigenen Nachforschungen anstellen und einen Finanz­berater konsultieren, bevor sie Anlageentscheidungen treffen.

Weiterführende Infos:
[1] https://www.wri.org/research/­creating-sustainable-food-future
[2] https://markets.vision/services/­machine-vision-quantitative-market-report/ 
[3] https://www.wileyindustrynews.com/news/licht-und-schatten 

Kontakt

Vision Markets GmbH

Ganghoferstr. 13
82291 Mammendorf
Deutschland

+49 89 21 553 665

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