Automatisierung

„Wir müssen einen Modus Vivendi mit Corona finden“

Im Interview: Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin des Messeveranstalters Easyfairs, spricht über die aaa 2022

26.04.2022 - Im Interview: Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin des Messeveranstalters Easyfairs, spricht über die Vorteile kleinerer, regionaler Fachmessen, über die Relevanz des persönlichen Austauschs in Zeiten wie diesen und die Zusammenarbeit mit großartigen Menschen.

Bild: Easyfairs
" Wir lieben es, Messen zu machen. Die Gespräche auf einer Messe, die zufälligen Treffen, das reale Wiedersehen nach vielen Monaten der Teams- und Zoom-Meetings, das ist etwas Besonderes", so Tanja Waglöhner, Easyfairs.

 

Anfang April fand die erste all about automation des Jahres 2022 in Friedrichshafen statt. Wie war die Stimmung sowohl bei Ihnen als auch auf Ausstellerseite?

Tanja Waglöhner: Wir lieben es, Messen zu machen. Die Gespräche auf einer Messe, die zufälligen Treffen, das reale Wiedersehen nach vielen Monaten der Teams- und Zoom-Meetings, das ist etwas Besonderes. Ein Marketing-Mix ohne Präsenzmessen – das ist für die Aussteller der all about automation ausgeschlossen. Aber wir wissen auch alle: Es ist noch nicht alles wieder so, wie es sein sollte. Wir müssen einen Modus Vivendi mit Corona finden – jeder im persönlichen Umfeld, im Geschäftsleben und auf Messen. Es ist aufgrund der aktuellen Weltlage keine unbeschwerte Zeit – aber eine, in der es wichtig ist, sich auszutauschen und zu gestalten.

Was zeichnet die aaa aus, was schätzen Aussteller und Besucher an regionalen, eher kleineren Fachmessen?

Tanja Waglöhner: Die Messen sind zeit­effizient. Für Aussteller, denen wir als Veranstalter mit dem einheitlichen Systemstandbau einen Großteil des Organisationsaufwands abnehmen. Und für Besucher: die Messen sind nah an ihrem Lebens- und Arbeitsort, sie sind thematisch klar definiert und im besten Sinne übersichtlich. Der Fokus liegt auf dem Fachgespräch. Die Aussteller nehmen sich Zeit für die persönliche Beratung.
In den unsicheren Pandemie-Monaten war auch das für regionale Messen geringe finanzielle Investment ein wichtiger Faktor. Mit 5.000 bis 10.000 Euro ist die Messeteilnahme möglich. Das ist eine andere Größenordnung als für eine internationale Leitmesse.

Welche digitalen Ergänzungen (all about automation digital plus) gibt es?

Tanja Waglöhner: Wir spielen die Themen, die auf der all about automation Messe wichtig sind, zunehmend das ganze Jahr. Erstes Ziel ist es dabei, für unsere Community relevanten Content zu filtern und den Ausstellern zusätzliche Möglichkeiten zu geben, sich zu präsentieren. Etwa der aaa-Blog, Video-Präsentationen, Interviews, gestreamte Vorträge von der Messe. Jetzt, wo hoffentlich dauerhaft wieder mehr Präsenzveranstaltungen möglich sind, wird sich zeigen, was Mehrwert bietet.

Häufig wird kritisiert, dass sich die Corona-Regeln von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Inwieweit fühlen Sie sich – als Messeveranstalter – von Seiten der Politik unterstützt?

Tanja Waglöhner: Die Corona-Schutzverordnungen haben einige Blüten getrieben, die uns die Planung unnötig erschwert haben. Von sehr differenzierten zu absolut undifferenzierten Betrachtungsweisen von Veranstaltungsformaten – es war alles dabei. Aber das ist hoffentlich vorbei.
Wir konnten staatliche Unterstützung bekommen – wie alle anderen von der Pandemie betroffenen Unternehmen im Veranstaltungsbereich auch. Ein Ungleichgewicht herrscht zwischen den Messeplätzen, die der öffentlichen Hand gehören und den privaten Messeveranstaltern, die sich Messehallen anmieten. Die Messe Frankfurt etwa soll vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt mit bis zu einer Viertelmilliarde frischem Eigenkapital gestützt werden. Das kommt nicht nur der Messe Frankfurt als Messeplatzbetreiber zugute, sondern auch der Messe Frankfurt als Veranstalter eigener Messen. Da ist die Gefahr groß, dass der Wettbewerb zwischen privaten Veranstaltern und denen in öffentlicher Hand weiter verzerrt wird.

Und an welchen Regeln können sich Besucher und Aussteller der aaa orientieren?

Tanja Waglöhner: Das lässt sich einige Wochen vor der all about automation Düsseldorf nicht sagen, da die Situation noch immer sehr dynamisch ist. Wir setzen als Veranstalter die behördlichen Vorgaben um. Ganz allgemein kann es dabei um Zutrittsregelungen (3G, 2G, etc.) gehen, um Zutrittsbeschränkungen in Bezug auf die Anzahl der Besucher, um Maskenpflicht und um Hygienevorschriften, Abstandsregeln und Maßnahmen zur Entzerrung der Besucherströme. Unabhängig von den behördlichen Vorgaben setzen wir höchste Hygienestandards in Bezug auf Belüftung und Reinigung um, sorgen für ausreichend Raum und Abstand in der Messehalle, stellen Desinfektionsmittel zur Verfügung und prüfen stetig, ob wir weiter gehen sollten als die Vorgaben.

Dieses Jahr geht es mit der aaa auch nach Namur in Belgien und Zürich in der Schweiz. Welche weiteren Veranstaltungsorte im ­Ausland sind geplant? Gibt es eine ­„Internationalisierungsstrategie“?

Tanja Waglöhner: Wir schauen kontinuierlich, in welchen Ländern – in denen Easyfairs vertreten ist – eine Automatisierungsmesse Sinn macht. Die Schweiz war sehr naheliegend, da es dort mit der automation & electronics bereits eine thematisch ähnliche Messe von Easyfairs gab. Diese konnte coronabedingt 2019 das letzte Mal stattfinden. Sie geht nun in der all about automation in Zürich auf. Namur als Standort für den französischsprachigen Teil von Belgien bleibt weiter auf der Easyfairs Wunschliste – aber nicht mehr 2022. Hier mussten wir feststellen, dass es etwas mehr Vorlauf braucht.

Wird es auch 2022 wieder eine Talk Lounge geben? Wenn ja, welche Themenschwerpunkte dürfen die Besucher erwarten?

Tanja Waglöhner: Ja, die Nachfrage bei Ausstellern und Besuchern ist da. Industrial Internet of Things, Sichere Automation und Mensch-Roboter-Kollaboration sind die Schwerpunktthemen in diesem Jahr.

Inwieweit wird die Pandemie die Messelandschaft in Deutschland Ihrer Meinung nach beeinflussen?

Tanja Waglöhner: Große, internationale Messen mit hohem Invest der Aussteller werden es schwerer haben. Die langen Vorlaufzeiten und das höhere finanzielle Risiko der Aussteller erhöhen das Planungsrisiko, solange die Pandemie anhält. Einige Leitmessen fanden jetzt zwei oder drei Jahre nicht statt. Hier wird sich nun zeigen: war es eine Messe, die für die Aussteller unverzichtbar ist, oder war es eine Messe, die vorher schon wackelte und die man halt machte, weil die anderen auch da sind. Die kleineren, regionalen und flexibleren Formate sind im Moment im Aufwind. Aber es braucht auch die großen Schaufenster, die internationale Impulse setzen und in die Wirtschaftspolitik ausstrahlen. Dort wird der digitale Anteil schätze ich höher bleiben als bei den regionalen Formaten.

Eine abschließende Frage: Corona hat zahlreiche Schattenseiten. Doch gibt es für Sie persönlich auch einen positiven Aspekt?

Tanja Waglöhner: Mein Wissen, mit was für großartigen Menschen ich zusammenarbeiten darf, hat sich verfestigt und Easyfairs hat sich als starke Gemeinschaft erwiesen. Privat sind wir als Familie und mit unseren Freunden enger zusammengewachsen und wissen zuverlässig, was wir aneinander haben. Aber ganz ehrlich: Ich hätte diese Erfahrungen lieber ohne die Pandemie gemacht. (agry)

 

aaa im Mai

DÜSSELDORF
Messetermin & Öffnungszeiten:

11. Mai 2022, 9 -17 Uhr | 12. Mai 2022, 9 -16 Uhr
Anfahrt:
Areal Böhler Düsseldorf | Kaltstahlhalle | Hansaallee 321 | 40549 Düsseldorf
Ab Düsseldorf HBF mit den Linien U74 und U78 bis Haltestelle Lörick
Parken kostenfrei auf dem Gelände
Messehomepage

HEILBRONN
Messetermin & Öffnungszeiten:

18. Mai 2022, 9 -17 Uhr | 19. Mai 2022, 9 -16 Uhr
Anfahrt:
Redblue Messehalle Heilbronn| Wannenäckerstr. 50 | 74078 Heilbronn
Ab Heilbronn HBF mit den Buslinien 8, 33 und 62 bis "Wannenäckerstraße"
Parken kostenfrei auf dem Gelände
Messehomepage

 

Kontakt

Easyfairs GmbH

Kremser Straße 16
70469 Stuttgart
Deutschland

+49 711 217267 14

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